2014-06-13

re:member: Open Science @ re:publica

Unter dem Titel science:lab hat die re:publica 2014 in Zusammenarbeit mit dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Wissenschaftsjahr 2014 – Die digitale Gesellschaft eine Subkonferenz zum Thema Open Science sowie einen Science Hack Day veranstaltet. Nach unserem Bericht vom Hack Day haben wir heute noch einen Rückblick auf den Themenstrang "Open Science" für euch.

Eröffnet wurde die Subkonferenz von der US-amerikanischen Wissenschaftsjournalistin, Autorin und Chefredakteurin des Wissenschafts- und Sci-Fi-Blogs io9 Annalee Newitz, die pronostizierte, wie die Menschheit den nächsten Weltuntergang überleben kann: indem sie aus vorherigen Katastrophen lernt. Voll Begeisterung für die Wissenschaft bescherte Newitz ihrem Publikum unterhaltsame und lehrreiche 60 Minuten.

Zu den Speakern der Subkonferenz gehörten außerdem die Designforscherin Gesche Joost, Alexis Rossi vom Internet Archive, Delia Browne von der Peer-to-Peer University, die britische Mathematikerin Hannah Fry und viele Weitere.

Einer der Forschungsschwerpunkte von Hannah Fry sind die Londoner Aufstände von 2011. Sie hat die heftigen Krawalle, die damals die ganze Stadt erschütterten, analysiert und erklärte auf der re:publica, wie man mit Mathematik das Aufkeimen der Konfliktherde vorhersagen kann. Erstaunlicherweise funktionieren dieselben mathematischen Annahmen auch für das Spielmodell, das Pep Guardiola im Fußball anwendet.

Delia Browne

Nicht weniger spannend: Die Keynote von Delia Browne. Die Mitgründerin und Präsidentin der Peer-to-Peer University (P2PU) engagiert sich für eine Reform des Copyrights und kämpft als National Copyright Director in Australien für Open Education und Open Access – das heißt: frei verfügbaren Zugang zu Wissen und seinen Trägern. Auf der #rp14 sprach sie über veraltete Copyright- und Bildungsstandards und stellte als hoffnungsvollen Gegenentwurf einige aktuelle Projekte der P2PU vor.

Wer archiviert das Internet? Das war die Leitfrage des Gesprächs zwischen Elisabeth Niggemann (Generaldirektorin Deutsche Nationalbibliothek), Paul Klimpel (Koordinator für kulturelles Erbe im Internet & Gesellschaft Collaboratory e.V.) und Alexis Rossi (Director of Web services – Internet Archive). Inhärent im Medium angelegt ist eine gewisse Flüchtigkeit, die Wissenschaftlern zum Verhängnis werden kann. Bilder oder Seiten, die als Quelle verwendet wurden, sind plötzlich nicht mehr aufzufinden. Im Archive wird das Internet aufgehoben, "wie es mal war". Und kann wie in jeder Bibliothek dann in seinem damaligen Zustand besichtigt werden.

Brücken zu schlagen zwischen technologischen Innovationen und realen Anforderungen der Menschen in ihrem Alltag – das ist die Aufgabe der Designforschung und damit auch die von Gesche Joost. Die Designforscherin hat eine Professur an der Universität der Künste (UdK) in Berlin inne und ist seit März 2014 "Internetbotschafterin" der Bundesregierung. In ihrem Vortrag auf der #rp14 sprach sie darüber, wie Unverständnis und Berührungsängste, die neuen technologischen Errungenschaften oft entgegengebracht werden, überwunden werden könnten.

Dokumentation

Hier findet ihr alle Sessions des science:lab mit den Videoaufzeichnungen. http://re-publica.de/tags/sciencelab

Pressestimmen

Doch nicht nur wir haben uns über die vielen Wissenschafts-Sessions gefreut. Hier haben wir für Euch noch einige Berichte über unsere Open Science-Subkonferenz auf der re:publica zusammengestellt:

Hannah Fry: I predict a riot
 

"Ob kaufen oder plündern – Hauptsache nah dran – Hannah Fry erklärte auf der re:publica, wie man mit Mathematik das Verhalten von Randalierern vorausberechnet
Mit Fluiddynamik lässt sich nicht nur das Verhalten von Flüssigkeiten beschreiben, sondern auch das von Demonstranten."

Neues Deutschland, 14.5.2014

Science Slam
 

TwitterBuzz zum ScienceSlam 

"Ein Schwerpunkt ist in diesem Jahr auch der Themenkomplex Open Science. Die dazugehörige Subkonferenz Science:Lab wird von der amerikanischen Sci-Fi Autorin Annalee Newitz eröffnet. Teil des Programms sind auch einige der besten deutschen Science Slammer."
CRN.de, 6.5.2014

"Und im Nebenraum findet ein „Science Slam“ statt. Bei dieser Veranstaltung treten nacheinander Redner aus allen wissenschaftlichen Disziplinen an, um in Kurzvorträgen ein aktuelles Forschungsprojekt vorzustellen. Am Ende gewinnt nicht der stichhaltigste, sondern der lustigste Vortrag."
FAZ.net, 8.5.2014

Gesche Joost: Designforschung
 

"Selbst Veranstaltungen zu politisch unverdächtigen Themen geraten zu politischen Manifestationen. So der halbstündige Talk von Gesche Joost auf der Hauptstage der re:publica. Ihr unter »science:lab« rubrizierter Vortrag »Designforschung für eine vernetzte Gesellschaft« beginnt mit der Eingangsfrage: »Meine Daten: kann man diesen Begriff eigentlich noch aufrecht erhalten?« Und ihre Forderung: »Wir müssen politischer werden.«"
Börsenblatt, 9.5.2014

Geschichte twittern
 

"Gemeinsam mit drei anderen jungen Historikern haben Jahnz und Hoffmann im Herbst 2013 die Ereignisse um die Reichspogromnacht auf Twitter nacherzählt. Für jeden der mehr als 700 Tweets gab es eine Quelle, nachzulesen im Blog zum Projekt. Mit bis zu 500 Followern hätten sie gerechnet, sagt Hoffmann auf der re:publica-Bühne. Dass es dann mehr als 10.000 wurden, habe alle überwältigt. Die beiden erklären die wochenlange Vorbereitung, ihre Arbeitsabläufe, warum sie sich für das Medium Twitter entschieden haben und verraten außerdem: Der meistverbreitete @9Nov38-Tweet war ausgerechnet der vom 11. November um 11:11 Uhr – 'mitten im Karneval'."
Berliner Zeitung, 6.5.2014

Delia Browne: Peer-to-Peer-Learning
 

"Bildung sollte nicht Mittel zum Zweck sein, sondern interessant  vermittelt werden und außerdem zeitgemäße, digitale Möglichkeiten  einbeziehen. Doch es gibt nicht ausreichend Orte, Zugang und Material für das lebenslange Lernen aller Menschen. Die Juristin Delia Browne ist  Mitgründerin der Peer to Peer University, die sie auf der re:publica  vorstellte. Dahinter steht die Idee offener Online-Gemeinschaften, die  kreatives, offenes und gemeinsames Lernen ermöglichen sollen."
UdL Digital, 6.5.2014

Rin Räuber: Let's go to Mars
 

"Die Internationale Raumstation ist nur besseres Camping, wir müssen zum Mars! Keine Frage, jedenfalls nicht nach diesen 25 Minuten, in denen  Rin Räuber uns an ihrer  Mars-Begeisterung teilhaben lässt. Sie erzählt von bisherigen Missionen  und wie sich die Nasa so eine Reise derzeit vorstellt. Kennedy hat vor  53 Jahren versprochen, dass bald Menschen auf dem Mond spazieren würden.  Nun bittet uns Rin Räuber, allen von der Möglichkeit einer Marsreise zu  erzählen – hiermit erledigt."
olereissmann.de, 11.5.2014

Alexis Rossi: Wer archiviert das Internet?
 

"'Sollten wir es wirklich Geheimdiensten überlassen, das Internet zu archivieren?' Natürlich nicht, sind sich die beiden Gäste auf der Bühne  einig: Alexis Rossi vom Internet Archive in San Francisco, der größten internationalen Einrichtung zur Archivierung digitaler Daten, und Elisabeth Niggemann, Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt."
WDR, 8.5.2014

"Beim Thema Sammeln und Speichern von Daten im Netz denkt man in letzter Zeit vor allem an die NSA. Dabei kann das Archivieren von Inhalten für die Gesellschaft von großem Nutzen sein. Wir haben auf der re:publica mit Alexis Rossi vom Internet Archive aus den USA gesprochen. Mit ihrer Hilfe finden wir auch unsere Zündfunk-Homepage von 1997 noch online."
Bayern2, 8.5.2014
 

Das Wissenschaftsjahr 2014 – Die digitale Gesellschaft
Die digitale Gesellschaft ist eine Gesellschaft im Umbruch. Digitale Technologien durchdringen unseren Alltag und bieten eine Vielzahl neuer Möglichkeiten. Das Wissenschaftsjahr 2014 – Die digitale Gesellschaft zeigt auf, wie Wissenschaft und Forschung diese Entwicklung mit neuen Lösungen vorantreiben und widmet sich den Auswirkungen der digitalen Revolution.
www.digital-ist.de

Fotos: re:publica/Gregor Fischer (CC BY-SA 2.0)